Die Heilkraft der Meditation machen sich Menschen schon seit Jahrtausenden zunutze, aber erst seit einigen Jahren sind Wörter wie Meditation, Yoga oder Achtsamkeit einem immer größer werdenden Teil der Bevölkerung ein Begriff. In Zeiten, in denen Stress und psychische Leiden für viele zum Alltag gehören, sind wirksame Strategien zur Stress- und Krankheitsbewältigung notwendig.
Auch die Forschung beschäftigt sich vermehrt mit der Frage nach dem Nutzen von Meditations- und Achtsamkeitstraining und deren Wirkung bei verschiedensten körperlichen und psychischen Beschwerden. Auch wenn noch viele Fragen offen sind, konnten mehrere Studien bereits die positiven Effekte der Anwendung von Meditation und Achtsamkeitstechniken belegen. Viele Krankenkassen bieten ihren Mitgliedern inzwischen Kurse zu Achtsamkeit oder Stressreduktion an.
Die Folgen der Stressreaktion im Körper
Stress kann weitreichende körperliche und psychische Auswirkungen haben und die natürliche Stressantwort beeinflusst zahlreiche Vorgänge im Organismus. Bei der Stressreaktion unseres Körpers wird vor allem das sympathische Nervensystem aktiviert. Das ist der Teil des Nervensystem, der für Gefahrensituationen zuständig ist und eine anregende Wirkung auf den Organismus hat. Herz- und Atemfrequenz erhöhen sich, die Muskulatur wird angespannt und Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet.
Hohe Konzentrationen dieser Hormone führen zu verschiedensten Folgereaktionen im Körper, von erhöhter Entzündungsaktivität über erschwerte Wundheilung bis hin zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems. Auch kann es zu verstärktem Juckreiz und einer Störung der Hautbarrierefunktion kommen. Viele dieser Veränderungen spielen auch bei Neurodermitis eine Rolle und es ist bekannt, dass vermehrter Stress bei vielen Patientinnen und Patienten zu einer Verschlechterung der Symptome oder gar zu Schüben führt.
Wirkung von regelmäßiger Meditation
Die positiven Auswirkungen von Meditation und Achtsamkeit sind durch mehrere Studien belegt, allerdings gibt es noch weiteren Forschungsbedarf. Welche Art der Meditation für wen am besten geeignet ist oder welche Veränderungen genau in unserem Gehirn und Körper für die positiven Effekte verantwortlich sind, sind Fragen, die noch nicht abschließend geklärt sind. Viele der bisherigen Studien weisen Einschränkungen beim Untersuchungsdesign oder geringe Teilnehmerzahlen auf, und größer angelegte randomisierte, kontrollierte Studien für spezifische Krankheitsbilder sind notwendig, um genauere Aussagen treffen zu können.
Dennoch konnte gezeigt werden, dass regelmäßiges Praktizieren von Meditationsverfahren die Gehirnaktivität beruhigen, den Blutdruck senken und Kreislauf und Muskulatur günstig beeinflussen kann. Auch auf psychische Leiden wie Ängste und Depressionen hat Meditation einen positiven Effekt und kann die Symptome bessern. Maßnahmen wie regelmäßige Meditation, Biofeedback oder geführte mentale Visualisierungen („guided imagery“) können Beschwerden wie Juckreiz, psychosoziale Belastung und sogar die Schwere der Symptome bei chronischen Erkrankungen positiv beeinflussen.
Sinnvolle Ergänzung der medikamentösen Therapie bei Neurodermitis
Betroffene mit Neurodermitis haben neben dem Hautsymptomen oft auch mit den psychischen Auswirkungen ihrer Erkrankung zu kämpfen. Meditation und Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, mit belastenden Gefühlen und Gedanken besser umzugehen und Stress zu reduzieren. Allen Meditationstechniken ist gemeinsam, dass es darum geht, das Hier und Jetzt zu akzeptieren, die Dinge anzunehmen und innere Ausgeglichenheit zu erreichen. Dies kann Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern dabei unterstützen, weniger mit ihrem Schicksal und ihrer Erkrankung zu hadern, sondern ihre Situation anzunehmen und im Alltag besser mit der Neurodermitis umzugehen.
Auch immer mehr Ärztinnen und Ärzte, die chronische Erkrankungen wie Neurodermitis behandeln, haben die Bedeutung von Achtsamkeit und Meditation für ihre Patientinnen und Patienten erkannt. Sie setzen nicht mehr nur allein auf medikamentöse Maßnahmen, sondern haben vermehrt auch die seelischen Auswirkungen der Hauterkrankung im Blick. Meditation und Entspannungstechniken können eine medikamentöse Therapie natürlich nicht ersetzen, aber eine sinnvolle und hilfreiche Ergänzung sein.