Gefahrenquelle Biofilm
Liegt eine Überwucherung der Haut von S. aureus Bakterien vor, kann es zur Bildung eines sogenannten Biofilms kommen. Dabei handelt es sich um einen Verband von Bakterien, die auf der Hautoberfläche haften. Die Bakterien sind durch den Biofilm gegen äußere Einflüsse geschützt und erschweren somit die Behandlung der Neurodermitis.
Um eine Neurodermitis zu behandeln, gilt es also, die Bildung eines Biofilms zu verhindern, die Anzahl der S. aureus Bakterien zu normalisieren und die Vielfalt des Mikrobioms wiederherzustellen. Dadurch wird die Hautbarriere gestärkt und der erneuten Biofilmbildung vorgebeugt.
Infokasten: Biofilm
Bakterien können “alleine” leben oder sich in einem sogenannten Biofilm organisieren. Ein Biofilm wird von mehreren unterschiedlichen Mikroorganismen gebildet, die sich an Oberflächen ansiedeln und eine Schleimschicht bilden. In dieser Schleimschicht formen sie Lebensgemeinschaften mit anderen Bakterien, die sie widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse machen. Auch das Abwehrsystem des Körpers und viele Antibiotika können diesen Biofilm nicht durchdringen. Chronische Infektionen können entstehen und die Behandlung ist erschwert. Biofilme entstehen oft an Grenzflächen, z.B zwischen der Gefäßwand und dem Blut. Aber auch die Haut, insbesondere akute und chronische Wunden, sind anfällig für die Bildung eines Biofilms. Idealerweise vermeidet man, dass sich ein Biofilm überhaupt bildet, z.B. indem man versucht die Kommunikation zwischen den Bakterien und damit den Zusammenschluss zu einem Biofilm zu verhindern.
Prof. Claudia Traidl-Hoffmann
Über die Autorin:
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann ist Direktorin am Institut für Umweltmedizin an der Technischen Universität München und Helmholtz Zentrum München sowie Direktorin der Hochschulambulanz für Umweltmedizin am Universitätsklinikum Augsburg. Sie erforscht unter anderem die Interaktion von Mensch und Umwelt und die Rolle des Mikrobioms bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis.
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